Pray and prey

Roland Spohn, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm, 2010-11

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Pray and prey

„Pray“ and „prey“ – beten und erbeuten.

In der Lautschrift [prei] absolut ohne Unterschied, gleiche Aussprache, identischer Klang – einsilbig-monoton. Auch im Schreiben fast identisch: Lediglich der Vokal hat sich scheinbar, je nach Schrifttype mehr oder weniger deutlich erkennbar, um 180° auf den Kopf gedreht! Wiederholen wir diese Drehung des Vokals immer und immer wieder in rascher Folge, ergibt sich eine „8“- das Symbol des unendlichen Kreislaufs aus „Beten“ und „Erbeuten“? „Pray“ and „prey“ – beten und erbeuten.

Aber in der Bedeutung scheinen beide Wörter so grundverschieden, so unvereinbar. Im Beten erflehen und erlangen wir das ewige Leben, im Erbeuten nehmen wir anderen ihr Leben und vernichten.

Wirklich grundverschieden?

Sind „Erbeten“ und „Erbeuten“ nicht gleichen Ursprungs, entspringen sie nicht ein und derselben Wurzel? So, als hätte sich das „Beten“ nur rasch sein kleines „n“ am Ende geschnappt, auf den Kopf gedreht, in seine Mitte genommen und sich damit zur “Beute“ gewandelt! Die rasche Drehung des „n“ in Folge ergibt eine „O“ – ein weiter unendlicher Kreislauf! Geht somit nicht das Eine aus dem Anderen hervor? Bilden beide Gegensätze zusammen erst eine Einheit? Können sie nur zusammen wirklich existieren? Müssen wir, um leben zu können, nicht immer wieder töten? Erbeten wir uns nicht seit Jahrtausenden Glück für unsere Jagd, reiche Beute und dass wir beim diesem Jagen und Rauben selbst stets unversehrt bleiben? „Beten“ und „Erbeuten“ werden dann zum ewigen Wechsel zwischen Werden und Vergehen!

Ja, wollen wir beim Beten in Wahrheit nicht ein kleines Körnchen von der göttlichen Macht, einen kleinen Schimmer vom großen Licht einfangen und uns von ihm führen lassen?
Bitten oder flehen wir nicht darum, dass dieses einverleibte Quäntchen göttlichen Lichts unser und der Lieben Schicksal zum Guten wenden möge?

In der belebten Natur zumindest findet sich zu jeder Gebetshaltung und -faltung in den drei großen Buch-Religionen immer eine identische Haltung eines Raubtieres
oder einer Fleischfressenden Pflanze auf der Lauer oder nach erfolgreichem Beuteschlagen.

Vorlage für die Landschaft im Hintergrund waren die Pyramiden von Euseigne im Wallis in der Schweiz. Die Kirchenruine habe ich nach Allerheiligen im Schwarzwald gestaltet.